Mittwoch, 4. März 2015

Aenderung!

Leider war es mir nicht mehr moeglich meinen Bericht mit Bildern hier zu veroeffentlichen. Ihr findet meine Monatsberichte in Zukunft unter dieser Adresse:

https://sophiamexiko.wordpress.com/
Liebe Gruesse,
Sophia

Montag, 3. November 2014

Monatsbericht Oktober 2014

Und schon wieder ist ein Monat vorbei. Ich kann es noch gar nicht glauben und so musste ich zuerst einmal überlegen was den großes passiert ist worüber ich schreiben könnte. Dabei ist mir aufgefallen wie viel eigentlich doch passiert ist. Im Projekt habe ich inzwischen eine solche Regelmäßigkeit gefunden, das im Nu schon wieder Wochenende ist. Zwar bekomme ich die meisten außerplanmäßigen Aktivitäten immer noch erst kurz zuvor oder dann im entscheidenden Moment mit, allerdings freut sich die Putzfrau immer sehr über meine Hilfe. Sie wäscht mir dafür dann gerne meine Wäsche, weil wir in unserem Häuschen keine Waschmaschine haben. Was ich bisher nicht wusste ist, dass die Vorschulkinder (mit Außnahme eines Kindes) dieses Jahr erst in die Albergue gekommen sind. Nach und nach haben sie sich jetzt ganz gut eingelebt und zeigen plötzlich neue Seiten. Teils reißen die Ruhigeren jetzt plötzlich aus, aber auch die Aufmüpfigen haben plötzlich ruhige Momente. Leider lassen sich die Kinder in diesem Alter viel schneller von unruhigeren Stimmungen anstecken und so bringen sie mich an manchen Tagen fast an die Grenze meiner Nerven. Besonders schwer ist es immer wenn sie ihre Hausaufgaben machen müssen. Von der Vorschule bringen die Kinder nämlich täglich Hausaufgaben mit. Teils bestehen sie nur daraus, Muster wie Schlangenlinien nach zu fahren, teils aber auch aus Aufgaben wie: "Zeichne deinen Körper" oder "Schneide aus einer Zeitschrift Bilder zum Thema Gerechtigkeit aus". Die Jüngsten sind gerade erst 3 Jahre alt geworden und so fallen ihnen diese Aufgaben sehr schwer. Sogar ich hatte Schwierigkeiten Bilder zu finden, die so eindeutig Gerechtigkeit ausdrückten, dass man sie auch mit einer einfachen Argumentation begründen hätte können.
Die Vorschulkinder der Albergue
Letzte Woche war in der Vorschule ein Fest der "Vereinten Nationen". Einige Kinder bekamen Kostüme, die verschiedene Länder verkörpern sollten und es wurde ein Puppentheater zum Thema Zusammenarbeit vorgeführt. Zwei der Kinder der Albergue waren verkleidet als Saudi-Arabien und.... etwas nicht genau Erkennbares, was ich spontan Russland zugeschrieben hätte. Als ich mich darüber beim Mittagessen versichern wollte, fragte meine Kollegin ganz erstaunt, ob ich denn nicht erkannt hätte, dass das Deutschland war. Und so wurde dann aufgeräumt mit Deutschen in blau-weißer Tracht und Mexikanern mit Sombrero und Schnurrbart.
So sieht eine deutsche Tracht in Mexiko aus
Da die jüngeren Kinder mehr Aufmerksamkeit brauchen, nehme ich in der Arbeit mit den Vorschulkindern mehr die Rolle einer zweiten Erzieherin ein. Darin unterscheidet sich auch meine Arbeit mit den Dritt- und Viertklässlern. Hier existiere ich mehr neben dem Erzieher. Anfangs kam ich mir dadurch etwas überflüssig vor. Inzwischen merke ich aber, dass ich so auch die Freiheit habe, mich auf einzelne Schüler zu konzentrieren. Zum Beispiel setze ich mich gelegentlich mit dem Radiergummi neben einen sehr unordentlichen Schüler, nur um jeden unordentlichen Buchstaben direkt wieder aus zu radieren, bis er ihn schön aufs Papier bringt. Dabei kam ich mir schon beinahe unverschämt streng vor. Allerdings hat es gewirkt und trotz meiner Tyrannei fragt er mich nun jeden Tag, ob ich ihm wieder bei seinen Aufgaben helfe. Mittlerweile hat er natürlich auch schon die Schwachstelle meiner Taktik entdeckt und so macht er die Buchstaben, wenn er wirklich keine Lust hat, mit jedem Ausradieren noch schlimmer als zuvor. Dennoch haben wir beiden an guten Tagen unsere kleinen Erfolgserlebnisse.

Vor zwei Wochen war hier in der Stadt das Fest der "Virgen de Zapopan". Die „Jungfrau“ ist eine Marienstatue der Basilika in Zapopan. Jeden Frühling begibt sie sich allerdings auf eine Kirchentour durch Guadalajara. Am 12. Oktober kehrt sie dann, aus der Basilika von Guadalajara, heim, in die Basilika von Zapopan. Dieser fast acht Kilometer lange Weg wird mit einem riesigen Festzug gefeiert. Da ich nicht genau wusste welchen Weg der Umzug nehmen würde, und wie ich mit dem Bus dort hin komme, bin ich zum Anfangsort des Umzugs gefahren. Gehört hat man den von Perkussion begleiteten Umzug schon von weitem. Als ich dann dort ankam war ich erst einmal etwas durcheinander: Die Kostüme der Gruppe die in diesem Moment an mir vorbei lief, hatten eine verrückte Ähnlichkeit mit den Kostümen die ich von unserem allgäuer Fasching kenne.
Festumzug "Nuestra señora de Zapopan"
Die meisten folgenden Gruppen erinnerten dann eher an präkolionialistische HerrscherInnen, KriegerInnen oder TänzerInnen, beziehungsweise daran, wie ich mir diese vorstelle. Einige der Kostüme waren geschmückt mit katholischen Symbolen wie einem PX oder einer Maria, und dann tauchte plötzlich ein Mann in der Verkleidung des kreuztragenden Jesus zwischen all den Federn der anderen Kostüme auf.
DSCN1519
Ich fand diese Mischung unglaublich spannend. Bei uns Zuhause sind diese "Fasnetsumzüge" ja eher etwas "heidnisches", hier hat es sich wohl vereint. Ich hatte ja schon in meinem letzten Bericht geschrieben, dass sich der Glaube hier mit den prä-kolionialistischen Bräuchen mischt. Dazu würde ich auch zählen, dass Maria oder Jungfrau von Guadalupe wie sie hier genannt wird, eine dunkle Hautfarbe hat und nicht das, von den Missionaren eingeführte, weiße Hautbild verkörpert. Oder etwa eine Statue, die ich auf einem Kunsthandwerk- Markts gesehen habe: Ein Jesus der nicht am Kreuz sondern an einem Lebensbaum abgebildet ist.
Die Geschichte der Statue ist gleichzeitig auch die Geschichte der Stadt und die Begründung ihrer großen Bedeutsamkeit. Mitte des 16 Jahrhunderts fanden in der Gegend hier Kämpfe der Kolonialisten mit den Einheimischen statt. Bei einem solchen Kampf sollen die Einheimischen auf die Knie gefallen sein und sich ergeben haben, als ein Mönch auftauchte der diese Marienfigur auf seiner Brust trug. Daraufhin trug dieser sie in die nächstgelegene Siedlung, wo ihr zu Ehren eine Kirche errichtet wurde.

Ob also nun die Kostüme des Umzugs die Vermischung der präkolumbianischen Kultur mit der "gebrachten" Religion, oder die Erfurcht der indigenen Bevölkerung vor dieser Figur  verkörpern, weiß ich nicht und habe es leider auch nicht herausgefunden.
Das Fest war auf jeden Fall gigantisch. Die vierspurige Straße auf der der Umzug immer stattfindet war über ihre ganze Länge mit Menschen gefüllt. Teilweise kam ich weder vorwärts noch rückwärts. Es heißt, dass jährlich mehr als 2 Millionen Menschen daran teilnehmen. Überall gab es Essensstände, Kunsthandwerk und sonstige Sachen zu kaufen, und ich konnte alles probieren.

Letztes Wochenende war ich dann in Ocotlan, einer etwas kleineren Stadt außerhalb in der unser Koordinator und auch andere Freiwillige wohnen. Auf dem Weg ins Zentrum der Stadt mussten wir immer die Bahngleise überqueren. Das Schienennetz hier in Mexiko ist nur sehr begrenzt und wird ausschließlich für den Güterverkehr verwendet. Es gibt keine Schranken, weshalb ein passierender Zug gefühlt durchgehend Hupsignale gibt. Dieses Geräusch hört man auch in unseren Haus in Guadalajara, das etwa drei Kilometer von der Bahnlinie entfernt ist, nahezu immer. Wahrscheinlich wird dieser Zug, der auch "la bestia" (Die Bestie) genannt wird, einigen ein Begriff sein. Er ist es, der die Migranten aus Zentralamerika zur  Grenze der Vereinigten Staaten von Amerika bringt. Sie werden hier gehässig "los mojados"(Die Durchnässten) genannt, da sie die Fahrt von 3000 bis 4500 Kilometern bei jedem Wetter auf dem Dach der Güterwägen verbringen. Auch in Ocotlan sieht man sie an den Gleisen ausruhen oder sie sprechen einen beim Überqueren der Gleise an und bitten um Hilfe und Essen. Jährlich machen sich mehr als 200.000 Menschen aus Hoduras, El Salvador, Guatemala, Belize und Nicaragua so auf den Weg in Richtung Norden.  Viele sterben, werden zurückgeschickt oder kehren vom Zug verstümmelt nach Hause zurück, mehr als 10.000 jedoch verschwinden. Denn die geschwächten Reisenden sind in ihrer Mittellosigkeit unter anderem der Gefahr von Banden und Kartellen ausgesetzt.
So makaber es klingt, aber toll an dieser Geschichte finde ich die vielen Freiwilligen, die die Migranten auf dieser gefährlichen Reise durch Notunterkünfte oder Essen entlang der Schienen unterstützen. Zum Beispiel eine Gemeinschaft von 14 Frauen im Bundesstaat Veracruz, die sich seit 15 Jahren täglich treffen um zu kochen und um das Essen dann den Reisenden auf dem vorbeifahrenden Zug, in Tüten, zu zuwerfen.
Ich möchte mit dieser Information auf keinen Fall das Bild stärken, welches, meiner Meinung nach, durch die vielen negativen Schlagzeilen in Europa von Mexiko aufkommt. Die Zeit die ich bisher schon hier verbracht habe, hat mir nämlich ganz Anderes gezeigt.  Allerdings fände ich es auch nicht richtig, durch meinen Bericht ein ausschließlich idyllisches Bild zu erzeugen.

Ansonsten genießen wir hier noch sehr das Wetter. Langsam hat die Regenzeit nun aufgehört und so haben wir eigentlich fast täglich blauen Himmel. Allerdings hat es nachts jetzt auch nur noch um 10 Grad Celsius und so ist es morgens im Schatten noch sehr kalt.
Die Mangozeit ist jetzt leider endgültig vorbei, dafür fängt jetzt die Ananaszeit an und es gibt sehr leckere Mandarinen. Allerdings löst der Geruch der Mandarine bei mir immer eine weihnachtliche Stimmung aus, die sich hier bei tagsüber 25 Grad Celsius irgendwie deplatziert anfühlt.

Am ersten und zweiten November ist hier der bekannte "Dia de los muertos" (Allerheiligen), der in unserer Region ganz besonders gefeiert werden soll. Ich bin schon sehr gespannt und werde euch mit Sicherheit am Ende des Monats davon berichten.
Ich habe seitlich (unter "Links") noch einige Links für mehr Informationen zum Thema „la bestia" aufgeführt, für die, die sich dafür interessieren.
Falls ihr noch weitere Anregungen habt, würde ich mich, wie gehabt, sehr darüber freuen.

Liebe Grüße, Sophia

sophia.kiefl@gmail.com

Dienstag, 30. September 2014

September 2014

Hóla ihr lieben,
zuerst möchte ich mich noch einmal herzlich bei allen bedanken, die mich bei diesem Abenteuer in jeglicher Form unterstützen oder unterstützt haben. Dann möchte ich noch einmal daran erinnern, dass die, die eine Spendenbescheinigung möchten mir das bitte per E-Mail mitteilen, insofern sie dies nicht schon getan haben. Meine E-Mailadresse findet ihr am Ende des Berichts. Leider konnte ich den Bericht wegen der langsamen Verbindung nicht als pdf-Datei zur Verfügung stellen. Darum findet ihr den Text im Anschluss. Viel Spaß beim lesen.

Zusätzliche Bilder findet ihr hier

September 2014

Nachdem es bis zum Ende unklar war, hat es mich nun schlussendlich nach Zapópan in Mexiko geführt. Ich bin Mitte August hier angereist und seit Ende August in Guadalajara bzw. Zapópan. Zapópan ist ein Stadtteil Guadalajaras, der zweitgrößten Stadt Mexikos mit einer Einwohnerzahl von etwa 4,5 Millionen. Das hört sich gigantisch an, vorallem wenn man bedenkt, dass Berlin als mit Abstand größte Stadt Deutschlands gerade einmal 3,5 Millionen Einwohner hat.
Auf einer etwas älteren Landkarte meines Vaters aus seiner Reisezeit, ist Zapópan noch als eigene Stadt aufgeführt. Früher waren das was heute Guadalajara ist, vier verschiedene Städte. Durch das enorme Städtewachstum ist dieses Gebiet nun zu einer großen Stadt zusammen gewachsen. Und so befindet sich das Stadttor, welches 1942 noch ein wenig außerhalb der Stadt gebaut wurde, heute mitten im Zentrum. Guadalajara liegt im mittleren Westen Mexikos im zentralen Hochland auf einer Höhe von 1600 Meter über dem Meeresspiegel.258000_Mexico
Das kommt einem so unwirklich vor denn die Umgebung ist hier zwar schon etwas hügelig, gibt mir aber nicht das Gefühl, mich auf 1600 Metern Höhe zu befinden. Das bin ich von den Alpen anders gewohnt. Auch ist wegen der Höhe das Klima hier sehr angenehm. Die Durchschittstemperatur liegt bei 19,5 Grad Celsius, aber was sagt das schon. Es ist sehr angenehm warm hier, man kann aber auch noch lange Hosen tragen und nachts braucht man nicht viel mehr als ein langes Hemd. Etwa so, wie ein schöner Sommertag in Deutschland. Es regnet momentan oft, da die Regenzeit die von Mai bis Oktober geht noch nicht ganz vorbei ist. Dann verwandelt sich jede Straße und unser Garten innerhalb einer halben Stunde in einen Sturzbach.Nach 30 Minuten Regen in der Regenzeit.
Die Stadt und die Region Jalisco in der Guadalajara liegt sollen das typische Mexiko verkörpern. Nicht nur viele Traditionen wie die Charreadas(Reiterspiele) oder die Mariachi-Musik haben hier ihren Ursprung, auch viele der typische mexikanischen Produkte wie der Sombrero oder der Tequila (Agavenschnaps) kommen von hier. Letzterer aus einem kleinen, gleichnamigen Dorf außerhalb der Stadt. Es gibt hier sogar einen Tequila-Express, eine Tagestour, die einem die Tequilaherstellung, begleitet von Mariachi-Musik, näher bringt. Durch die kostenlose Verpflegung empfiehlt sich diese Tour jedoch nur für Trinkfeste.
Ich werde diesen Ort also vermutlich einmal auf anderem Wege aufsuchen.
Ich finde jedoch, dass es bei keinem Land möglich, und hier noch unmöglicher ist, das Land in einem einzigen Staat zu Verkörpern. Mexiko ist so vielfältig und verschieden, schon allein das Klima und die Geographie: Es gibt Wüste, Dschungel, Vulkane mit Schnee, fruchtbares Hochland, Küste mit Sand und Fels... . Dass sich in so einem Land die die Kultur sehr vielfältig entwickelt und entwickelt hat, ist klar. Zu sagen Jalisco verkörpere das typische Mexiko ist in etwa gleich wie zu behaupten, das Oktoberfest verkörpere Deutschland. Zumal der Sombrero, in der Form in der er weltbekannt ist, eine Erfindung der amerikanischen Filmindustrie ist und zum tragen und arbeiten eigentlich untauglich, da viel zu groß.
Das Viertel Zapópans in dem ich wohne und auch arbeite, ist ein eher wohlhabendes Viertel. Die Seiten- und Mittelstreifen der Straßen sind hier üppigst bepflanzt. Mein ViertelAuch scheint es hier etwas alternativer zu sein, ich habe in meiner nächsten Umgebung schon zwei Bioläden und eine Waldorfschule gefunden. Bis vor 4 Jahren soll hier zwei Häuser weiter ein Drogenboss gelebt haben, hat mein Nachbar mir erzählt. Nach einer Schießerei war er verschwunden und seitdem ist hier Ruhe eingekehrt. Wie auch immer, es ist hier jedenfalls ein sehr sicheres Viertel. Das Häuschen, dass ich zusammen mit einem anderen deutschen Freiwilligenbewohne, liegt am Ende eines riesigen Gemüsegartens.Der Gemüsegarten des Projekts und mein Wohnort Den ganzen Tag fallen uns Avocados auf das Dach oder auf den Vorplatz. Anfangs habe ich mich noch erschrocken, inzwischen freue ich mich, dass ich am nächsten Morgen wieder eine volle Einkaufstasche Avocados mit ins Projekt nehmen kann. Wir arbeiten zusammen in der Albergue Infantil Los Pinos A.C., zu der auch das Gelände gehört auf dem wir leben. In der Albergue leben Kinder aus sozialökonomisch benachteiligten Familien, also aus der Unterschicht der Bevölkerung. Leider macht diese Schicht hier in Mexiko aufgrund der ungerechten Wohlstandsverteilung einen großen Teil der Bevölkerung aus.Viele der Kinder sind zudem auch Opfer von psychischer oder physischer Gewalt. Oft besitzen sie nur noch ein Elternteil bei dem sie das Wochenende und die Schulferien verbringen. Die Kinder sind drei bis zwölf Jahre alt, danach ziehen sie bis zu ihrer Volljährigkeit in ein zweites Haus des Projekts, für Jugendliche, um. In der ersten Woche kam ich mir im Projekt etwas verloren vor. Da wir direkt nach den Sommerferien gekommen sind, war alles noch ein wenig durcheinander und wir natürlich mittendrin. Also haben wir uns bei der Putzfrau als Aushilfe und bei den Kindern als Spielgefährten beliebt gemacht. In der Zweiten Woche haben wir uns dann weiter auf Beschäftigungssuche gemacht. So hat es sich jetzt eingespielt, dass ich nach dem Frühstück den Vorschulkindern beim Schuluniformen anziehen helfe und dann den kozentrationsschwachen Kindern der dritten und vierten Klasse bei ihren Hausaufgaben. Hier beginnt die Schule um 14 Uhr, darum werden die Hausaufgaben am Vormittag gemacht. Fairerweise muss ich dazu sagen, dass mir der Lehrer und die Schüler mindestens genauso viel helfen wie ich hoffentlich ihnen. Denn der Unterricht ist auch für mich sehr spannend. Inhaltlich ist er auf dem richtigen Niveau um die Sprache, und nebenbei auch noch etwas über die Geographie Mexikos zu lernen.
Nachmittags schaue ich den Vorschulkindern beim Spielen zu, gehe dazwischen wenn sich zwei versuchen zu prügeln oder tröste wenn jemand weinen muss. Trotz meiner ausreichenden Spanischkenntnissen war es anfangs schwer, die Kinder zu verstehen. Doch jetzt, wo ich die Spracheigenheiten der Kinder langsam kenne, geht es wirklich gut. "Sophia, mila!" (Mira! = Schau!) ist glaube ich der Satz, den ich hier am häufigsten höre. Die Arbeit macht wirklich Spaß, auch wenn ich jede Mittagspause eine Siesta auf den Bänken im Hof machen muss.

Eine Sache die für mich sehr ungewohnt ist, ist auf der Straße so aufzufallen. Denn mit blonden Haaren fällt man hier unglaublich auf. Anfangs hat mich das ziemlich überfordert. Als wir am 4 Tag im Mexiko Stadt am überfüllten Omnibusbahnhof standen hatte ich das Gefühl, als würde mich jeder anschauen oder sich nach mir umdrehen. Es sind sogar mehrmals Familien mit Kindern stehen geblieben um mir hinterher zu schauen. Das war mir irgendwann so unangenehm, dass ich meine Kapuze aufgezogen habe. Dabei sind die Leute in keiner Weise aufdringlich oder unfreundlich, nur interessiert. Eine Lehrerin, bei deren Familie ich übergangsweise zwei Tage untergekommen bin, hat mir dazu eine schöne Geschichte erzählt. Und zwar, dass es in einigen indigenen Religionen eine Art Prophezeiung gibt, das ein neuer Gott kommen wird, der der Sonne gleicht. Darum gefällt vielen Mexikanern das Helle und Blonde so gut, meinte sie. Allerdings ist von dem indigenen Glauben hier nicht mehr viel übrig geblieben.90% der Bevölkerung sind katholisch, auch wenn sich dieser Glaube hier mit einigen prä-kolonialistischen Bräuchen mischt.
Leider geht diese Geschichte der hellen Götter noch weiter. Man vermutet nämlich, dass die Kolonialisten Mexiko nur aus diesem Grund so leicht einnehmen konnten. Als sie nach Tenóchtitlan, der Hauptstadt der Azteken, kamen, hielt man sie aufgrund ihrer Hautfarbe für Götter, feierte sie und beschenkte sie reich. Von innen heraus war es den Spaniern dann möglich, die Stadt und ihre Bevölkerung fast vollkommen zu vernichten.
Um nun wieder auf meine Situation zurück zu kommen, blonde Menschen sind hier einfach sehr selten und fallen dadurch als Ausländer auf. Wie ich die Leute bisher kennen gelernt habe, sind die Mexikaner ein sehr gastfreundliches Volk auch wenn man von den einen etwas weniger positive Sachen über die US-Amerikaner und von den anderen etwas weniger positive Sachen über die Kolumbianer hört. Was ich hier als sehr angenehm empfinde ist, dass man sich auf der Straße beachtet das heißt anschaut oder auch grüßt. Gelegentlich kann sich daraus auch ein kleiner, sehr herzlicher Straßenplausch ergeben. Dafür findet sich immer ein wenig Zeit.Am 16. September konnte ich hier den ersten großen Feiertag, den Tag der Unabhängigkeit, miterleben. Man feiert die Unabhängigkeit Mexikos von den Spaniern und gedenkt dabei an den 16 . September 1810, an dem der Priester Miguel Hidalgo, als ein Anführer der Revolution, das Volk mit den Worten „Viva Mexio" zum Kampf für die Unabhängigkeit aufgerufen hat. Es brauchte dann aber noch weitere 10 schreckliche Jahre des Krieges bis Mexiko tatsächlich die Unabängigkeit erlangte. Eigentlich wird daran bereits am Vorabend des 16. Septembers mit dem "Grito", also dem Schrei, erinnert. Umrahmt wird die Vorstellung von allerlei landesrepräsentierenden Vorstellungen wie Volkstänzen oder Mariachi-Musik, sowie Reden. Dia de Independencia
Der eigentliche Schrei "VIVA MEXICO" ist dann doch erstaunlich kurz, aber der Startschuss für ein riesiges Feuerwerk sowie ein ausgelassenes Fest mit allerlei Feier-, Ess- und Trinkständen. Meine mexikanische Spanischlehrerin meinte einmal scherzhaft, die Mexikaner bräuchten nach jedem Fest einen Feiertag um sich auskurieren zu können. Ich weiß noch nicht ob ich das bestätigen kann, ich war mit der Familie einer Freundin auf einem eher kinderfreundlichen Fest. Ich bin auf jeden Fall gespannt auf die vielen Mexikanischen Feiertage und Feiern die noch kommen werden.

Ich hoffe mein Bericht hat euch gefallen. Wenn ihr Fragen oder Anregungen für die nächsten Berichte habt, könnt ihr sie mir gerne schreiben. Hier noch einmal meine E-Mailadresse zur Erinnerung:
sophia.kiefl@gmail.com
Liebe Grüße, Sophia

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